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Joy aus Nigeria - betroffen von Menschenhandel und Geflüchtete

Deutsche Polizeibehörden griffen 2018 insgesamt 68 Opfer nigerianischer Menschenhändler auf, deutlich mehr als noch im Vorjahr. Sie machten mit 61 Prozent den größten Teil unter afrikanischen Opfern des Menschenhandels aus. Auch wurden 41 nigerianische Tatverdächtige gefasst, fast doppelt so viele wie 2017, so das Lagebild Menschenhandel des Bundeskriminalamtes für 2018. Die Frauen aus Nigeria erfahren meist schon auf dem Weg nach Europa Gewalt und müssen lebensbedrohliche Situationen überstehen.

Die 17-jährige Joy lebt gemeinsam mit ihrer Mutter in Benin-City/Nigeria. Joy ist Analphabetin, auf Grund der schwierigen finanziellen Situation ihrer Familie konnte sie keine Schule besuchen. Um ihre Familie zu unterstützen, und etwas Einkommen zu erzielen, verkauft sie Wasser auf der Straße. Während der Arbeit wird sie von einer Frau namens Precious angesprochen, die eine Babysitterin für ihre Kinder in Italien sucht. Sie würde Joy dabei helfen nach Europa zu kommen und die Schulden für die Reise könne Joy in Italien abarbeiten. Joy ist glücklich über das Angebot und eine Möglichkeit zu haben nach Europa zu migrieren, um ihre Familie von dort besser unterstützen zu können. Sie erzählt ihrer Mutter davon, welche ebenso begeistert ist. Joy wird von Precious zu einem “Priester” der lokalen Religion in Benin-City gebracht. Dort schwört sie die vereinbarten Schulden von 35.000 Euro zurückzuzahlen, sowie niemanden von der Abmachung zu erzählen. Sollte sie den Schwur brechen würde sie verrückt werden und sterben. Um sie an den Schwur zu binden, nimmt ihr der Priester des lokalen Kultes Haare und andere Körperbestandteile ab und hebt diese gemeinsam mit einem Foto von ihr in seinem Schrein auf. Dadurch gewinnt er magische Macht über sie, so die Überzeugung der Beteiligten.

Dann vermittelt Precious Joy an einen Menschenhändler, der sie nach Europa bringen soll. Mit diesem Mann und vielen anderen macht sich Joy auf die lebensgefährliche Reise mit dem Lastauto durch die Sahara über Niger nach Libyen. Dort bringt der Mann sie in ein Connection House und fordert von ihr, der Prostitution nachzugehen. Joy weigert sich zunächst, doch wird durch physische Gewalt, und den Hinweis auf den abgeleisteten Schwur dazu gebracht, sich darauf einzulassen. Nach einigen Monaten in Libyen wird sie dann von dem Menschenhändler in einem kleinen, überfüllten Boot auf die lebensgefährliche Reise nach Italien geschickt. Sie überlebt die schreckliche Überfahrt. Nachdem sie in Italien in einer Flüchtlingseinrichtung untergebracht wurde, ruft sie Precious an. Diese schickt einen Mitarbeiter der nigerianischen Mafia, der sie von dort abholt und nach Neapel in eine Wohnung bringt. Am Stadtrand von Neapel soll sie nun auf dem Straßenstrich das Geld verdienen, um ihre Schulden abzubezahlen. Sie ist verzweifelt und vertraut sich nach vielen Monaten einem Freier an, der ihr hilft, zum nächsten Bahnhof zu fliehen. Dort kauft er ihr ein Zugticket und sie fährt nach Deutschland. Hier beantragt sie Asyl.

Doch die Menschenhändlerin Precious bedroht sie telefonisch immer wieder, und fordert, dass sie zurückkommen und ihre Schulden abbezahlen soll. Sie droht, Joy zu finden und umbringen zu lassen, sollte sie je nach Nigeria zurückkehren. Von ihrer Mutter erfährt Joy, dass Helfer von Precious ihre Mutter zu Hause in Benin-City bedrohen, und Geld fordern. Sie verwüsten nun immer wieder das Haus ihrer Mutter und machen deutlich, dass sie auch der Mutter etwas antun werden. Die Bedrohungen bringen Joy in große Konflikte. Sie hat Angst zur Polizei zu gehen, sowie ihre Asylgründe bei ihrer Anhörung darzulegen, denn da müsste sie ihre Bedrohung durch die Menschenhändler schildern und deren Namen nennen.