Es gibt verschiedene Methoden, wie Menschenhändler Minderjährige und Erwachsene für die Zwangsprostitution anwerben und sie damit täuschen. Eine davon ist die sogenannte „Loverboy“-Masche. Laut Bundeslagebericht Menschenhandel des Bundeskriminalamts wurden im Berichtsjahr 2021 rund 20% aller ermittelten Opfer sexueller Ausbeutung durch die sogenannte „Loverboy“-Masche angeworben und ausgebeutet (vgl. BKA 2022: Bundeslagebericht Menschenhandel 2021).
Dabei suchen sich die Täter meist junge Frauen und Minderjährige auf und spielen den Betroffenen große Gefühle vor, indem sie ihnen eine Liebesbeziehung vortäuschen. Auf diese Weise machen sie die Betroffenen emotional von sich abhängig und zwingen sie – oft auch unter Anwendung von Manipulation/Täuschung, Drohungen/Erpessung oder Gewalt – in die Prostitution.
Mit der Zeit isoliert der „Loverboy“ die Betroffenen zunehmend von ihrem sozialen Umfeld, damit sein Einfluss noch größer wird und seine wahren Absichten verborgen bleiben.
Selbst wenn es so scheint, dass die Betroffenen aus Liebe mitmachen: Hierbei handelt es sich um Menschenhandel in die sexuelle Ausbeutung und Zwangsprostitution, eine schwere Straftat und Menschenrechtsverletzung. Ist das Opfer jünger als 21 Jahre, ist bereits das Veranlassen von Prostitution als Zwangsprostitution strafbar mit einer Gefängnisstrafe bis 10 Jahre.
Es kann alle treffen
- „Loverboys“ kontaktieren in Deutschland häufig Minderjährige und Jugendliche, meist sind sie noch sehr jung. Schon 14-Jährige zählen zu den Betroffenen.
- In der Regel sind Betroffene meist weiblich, doch von sexueller Ausbeutung kann jede Person betroffen sein. Aufgrund verschiedener Faktoren ist es wahrscheinlich, dass sich vor allem weibliche Betroffene bei Beratungsstellen melden. Es kann daher nicht ausgeschlossen werden, dass auch Jungs oder sich dem diversen Geschlecht zugehörige Personen betroffen sein können.*
- Betroffen sind Jugendliche aus allen gesellschaftlichen Gruppen. Das heißt, sowohl aus guten Familienverhältnissen, aber auch aus schwierigen Familiensituationen.
Viele denken bei Zwangsprostitution und Menschenhandel an Opfer aus dem Ausland. Die Loverboy-Methode wird weltweit auch von Menschenhändlern genutzt, um ihre Opfer ins Ausland zu locken. Zwangsprostitution und Menschenhandel betreffen sowohl ausländische als auch deutsche Opfer.
Hier ein paar Zahlen des Bundeskriminalamts (vgl. BKA 2022: Bundeslagebild Menschenhandel und Ausbeutung 2021):
- Mehr als 90% der Betroffenen von sexueller Ausbeutung waren weiblich, 5,5 % männlich und 7 Personen mit unbekanntem oder diversem Geschlecht.
- Mehr als 30% der Betroffenen waren unter 21 Jahren.
Dies sind die bekannten Fälle. Oft trauen sich Betroffene nicht, sich Hilfe zu suchen oder haben Angst.
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*Wir verzichten im Folgenden auf Gendern mit dem Hinweis, dass jede und jeder betroffen sein könnte. Mit „Betroffene“ sind daher alle gemeint.